Unheimliche Reise zu verborgenen Ängsten

Abschlusskonzert des Musiksommers begeistert das Publikum mit einer Kombination aus Livemusik und Film. Zu „Nosferatu“ spielt Ralph Leinen schrille und dramatisch klingende Harmonien im dunklen Kirchenschiff.

Die Finkenbergkirche neben dem Kupfermeisterfriedhof bot den richtigen Rahmen für den Gruselfilm „Nosferatu“, der mit Orgelmusik von Ralph Leinen unterlegt, als Abschlusskonzert des Musiksommers gezeigt wurde.

Premiere für Stolberg

Für Stolberg war dise Veranstaltung eine Premiere, denn einen Film anschauen und dazu Livemusik von einem erfahrenen Organisten zu hören, hat es so noch nicht gegeben.
Leinen zog alle Register in das Reich der verborgenen Ängste. Der Urtyp aller Vampirfilme gilt als einer der prägendsten Filme der Filmgeschichte und erzählte bei seiner Uraufführung im März 1922 erstmals im neuen Medium Kino die gruselige Geschichte aus Bram Stokers Roman „Dracula“, der in Friedrich Wilhelm Murnaus Verfilmung wegen Urheberrechtsstreitigkeiten mit Stokers Witwe noch Graf Orlock heißt.
Die circa 60 Gäste in der Finkenbergkirche waren begeistert von Leinens schrillen, schrägen und teils sehr dramatisch klingenden Harmonien im dunklen Kirchenschiff.
Nosferatu ist die erste und charismatischste Dracula-Adaption der Filmgeschichte: eine ebenso schöne wie unheimliche Reise ins Unbewusste.
Die poetische Bildsprache, die revolutionären Naturaufnahmen und die sensationelle Darstellung Max Schrecks als übermächtigen Vampir mit spitzen Zähnen und den langen dürren Fingern sorgten zusammen mit Ralph Leinens mystischer Musik für ein Erlebnis, das man nicht mehr vergisst.

Zu neuem Leben erweckt

Ralph Leinens Orgelspiel erweckte die Figuren zu neuem Leben und entführte die Zuschauer und Hörer in einen gänzlich andere Welt. Der Gruselfaktor war hoch. Höhepunkt war die Szene, als der Blutsauger in das Haus der wehrlosen Ellen hinaufschleicht und mit seinen überlangen Krallennägeln nach dem Opfer greifen will. „Ich bin fasziniert und sprachlos, was für ein meisterlicher Abend“, meinte Horst Meuser, einer der Vampirfreunde, „hoffentlich findet diese Art Konzert, Stummfilm mit Livemusikbegleitung Wiederholung“.

 

Mit freundlicher Genehmigung aus den Stolberger Nachrichten vom 28. November 2015