Von Evergreens, Ohrwürmern und anderen Hits

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Beim  Benefizkonzert im Museum Zinkhütter Hof  kommt jeder Besucher auf seine Kosten. Mischung aus klassischen und modernen Stücken.

Die Erwartungen an das mittlerweile 10. Benefizkonzert des Stolberger Musiksommers im Museum Zinkhütter Hof wurden auch in diesem Jahr wiederum erfüllt. Und das lag am sorgfältig einstudierten Programm der engagierten Stolberger Musiker, die unter dem Titel „Stolberger musizieren für Stolberger“ Kostproben ihres künstlerischen Könnens darboten.
Die Mischung aus klassischen und modernen Stücken, ob im Ensemble oder solistisch, wurde mit viel Applaus und Jubel bedacht. Nach der Begrüßung durch Hartmut Kleis, Initiator des jährlichen Benefizkonzertes, und seinem Hinweis auf die Neuerung in diesem Jahr, der Freude über die Kooperation mit dem Pianisten Florian Koltun, dessen Gewinner des „Euregio Piano Award“ in diesem Jahr in der Stolberger Burg ein Konzert geben, betrat Bürgermeister Dr. Tim Grüttemeier die Bühne. Er fand die Idee, den Erlös in diesem Jahr dem VdK Stolberg zur gezielten Weitergabe an „Senioren in Altersarmut“ zukommen zu lassen, so großartig, dass er als erster dem Vorsitzenden des Musiksommers einen persönlichen Scheck für die gute Sache überreichte.
Den musikalischen Auftakt machten dann die „Evergreen Trumpets“. Die Musiker hatten in früheren Jahren ein reges Musikerleben beim Fanfarenchor der Roten Funken Eschweiler –  mit dem sie Reisen und Konzerte in fast alle Erdteile unternahmen. Hier in Stolberg präsentierten sie in lockerer Art Evergreens von Rudi Schuricke, Abba, Neil Diamond und den Schürzenjägern, Musik für jeden Geschmack, allerdings für manche etwas zu laut.

Lässige und „coole“ Musik

Ihnen folgten die „Guitar-Kids“, drei jungen Männer und Schüler von Peter Verhees, die auf ihren Gitarren mit „Drifting“ von Andy McKee und „Time Travel“ von Masaaki Kishibe zeitgenössische Gitarrenliteratur zum Besten gaben. Diese echt lässige und „coole“ Musik hatte was, auch deshalb, weil sie mit viel Fingerspitzengefühl und Hingabe dargeboten wurde. Der 72-jährige Prof. Wolfgang Boettcher spielte auf einem vier Jahre alten selbstgebauten Cello Johann Sebastian Bachs „Suite für Violoncello solo Nr. 1 in G-Dur“ aus dem Jahre 1719. Die Interpretation des in sechs Sätzen angelegtes Werks, ein Prüfstein jedes Interpreten, gelang ihm feinsinnig und sehr differenziert. Andächtig lauschten die Besucher diesem brillanten Solisten und belohnten ihn mit großem Applaus.
Vor der Pause setzten Angelika und Urban Frentz weitere Glanzpunkte mit bekannten Ohrwürmern von Willi Schneider und Lilian Harvey. Von ihrem Hauspianisten Ewald Schwiers souverän und einfühlsam am Flügel begleitet, riet der Bariton die „Sorgen in ein Gläschen Wein zu schütten“, während seine Ehefrau mit klarem Mezzosopran ein Highlight aus dem 1931 erschienenen Film „Der Kongreß tanzt“ sang.
Auch das Duett aus der Csárdásfürstin von Emmerich Kálmán meisterten sie bravourös. Felix Janosa stellte sich mit vier Songs aus eigener Feder vor. Sein spannendes, anspruchsvolles Programm war musikalisches Kabarett vom Feinsten. Dazu gehörte das „Fräulein von Gegenüber“, dem noch die Jalousien fehlen, „ein schöner Tag in Aachen“ und das „online Tätowierungsgerät“. In drei Minuten 99 Megahits zu präsentieren sucht seinesgleichen.
Clarisse Poschen, die junge in Stolberg lebende Französin, sang aus ihrem ersten Album, das sie zusammen mit dem erfahrenen niederländischen Jazz- und Bluesmusiker Mike Bruring geschrieben hat. Zu „Ma muse, mon Zahir“ und „Funambule“ (Seiltänzer) spielte Reggy Huijer Cájon und Mike Bruring Gitarre. Die sanften und auch dynamischen Rhythmen begeisterten das Publikum und luden es zum Klatschen ein. Als Kontrast zum Vorhergehenden setzte der Männer-Gesang-Verein der Siedlergemeinschaft Stolberg Donnerberg 1967 e.V. unter der Leitung von Gunther Antensteiner zum Schluss einen nachdenklichen Akzent mit dem Lied „We are the World“.
Das Stück von Michael Jackson und Lionel Richie sangen die Herren unter dem deutschen Titel „Bewahrt die Welt für unsere Kinder“ und machten allen Anwesenden bewusst, woran die Menschen angesichts der derzeitigen großen Krisen in der Welt im Besonderen denken müssen – nämlich an die Kinder. Sehr schön war der Wechsel zwischen dem Männerchor und der Sopranistin Iris Wegmann. In ihrem Jubiläumsjahr zum 50jährigen Vereinsbestehen präsentierte der Chor stimmungsvolle Stücke von Dieter Bohlen, DJ Ötzi und den Toten Hosen. Mit guter Dynamik und Intonation, homogenem Klang und klarer Aussprache machte der Männerchor das Zuhören zum Vergnügen. Mit dem beschwingten „Halleluja, sing ein Lied“, dem Siegertitel des Eurovision Song Contest von 1979, berührten sie zu Recht die Herzen. Anteil am Gelingen hatte auch Misun Kim-Antensteiner, die die Unterhaltungsstücke mit Bravour begleitete.

 

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 15. März 2017