Auf eine Klavierreise ins Ich mit teuflischem Charakter

Der Pianist Alexey Sychev  reißt das Publikum im Rittersaal mit. Technisch anspruchsvolle Stücke und stürmische Klangmassen.

 

Stolberg. – Mit Alexey Sychev hatte der Musiksommer eine Trumpfkarte aus dem Ärmel gezogen. Im Gegensatz zum enttäuschenden Fußballspiel zwischen Deutschland und Mexiko, das zeitgleich stattfand, machte der russische Pianist seinem Namen alle Ehre und wurde als umjubelter Star im Rittersaal gefeiert. Er präsentierte sich als ein wahrer Könner auf den weißen und schwarzen Tasten und wusste die romantische Klaviermusik der „großen Helden“ des 19. Jahrhunderts, wie Peter Verhees Claude Debussy, Franz Liszt und Frédéric Chopin in seiner Begrüßung titulierte, virtuos umzusetzen. Nicht umsonst gehört Alexey Sychev zu den Preisträgern des Piano Euregio Award 2017 in Geilenkirchen, der in diesem Jahr vom 26. – 29. Juli zum sechsten Mal stattfindet. 

 

Den Auftakt gestaltete der Neunundzwanzigjährige allerdings klassisch  mit der heiter verspielten „Sonate für Klavier in C-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart, in der das Genie seines Schöpfers in einer lockeren Aneinanderreihung gefälliger Themen köstlich zum Ausdruck kam. Technisch anspruchsvoll und virtuos waren auch die weiteren Stücke. Das brillante „Feux d’Artifice“, der glanzvolle Ausklang des abwechslungsreichen und kraftvollen „Préludes“-Werkes von Claude Debussy meisterte Alexey Sychev mit pianistischer Bravour. Die nächsten Höhepunkte gelangen dem Pianisten, der täglich sechs Stunden am Klavier probt, mit der„Ungarische Rhapsodie Nr. 12“ von Franz Liszt, einem Gemisch aus Melancholie, glitzernder Tastenakrobatik und stürmisch mitreißendem Tanz, und mit dem Andante spianato et Grand Polonaise Op. 22 von Frédéric Chopin, dem Stolz Polens und dem bedeutendsten Repräsentanten polnischer Musik und Kultur überhaupt. Im Programm hatte Sychev auch die Lisztsche Transkription von Richard Wagners „Tristan und Isolde“, dessen Schluss-Szene (“Mild und leise, wie er lächelt“) bei Liszt unter dem heute geläufigen Titel “Isoldes Liebestod’’ steht. Und wer sinnlichen Überschwang und Farbenpracht liebt, der fühlte sich bei der Lisztschen Klaviersonate h-Moll gut aufgehoben. Aus den auf ihn einstürmenden Klangmassen entnahm der Hörer das Bild einer leidenschaftlichen Seele im Kampf des Lebens und im Ringen um das Ideal so wie es in Goethes Faust auch zu finden ist.  Es war eine Klavierreise ins Ich mit teuflischem Charakter. Schade war, dass Pianist und Kulturmanager Florian Koltun aufgrund eines verspäteten Fliegers verhindert war, um den Zugang der recht anspruchsvollen Musik als Moderator für die Zuhörer zu erleichtern.

Nächstes Konzert am 8. Juli

Weiter geht es mit dem Kinderkonzert am Sonntag, 8. Juli 2018. Um 15 Uhr singen im Rittersaal der „Hermannchor“ der Hermannschule Stolberg und der Schulchor der Grundschule Gressenich unter Leitung von Peter Verhees hippe Songs um die humorvolle Geschichte des „Rap-Huhns“. Der Komponist Felix Janosa mimt den Erzähler und spielt die Musik an Piano und Keyboards. Der Eintritt ist frei.

 

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 21. Juni 2018