Kammermusik auf hohem Niveau
Das preisgekrönte „Wupper-Trio“ gastiert im Rahmen des Stolberger Kultursommers im Saal der Burg
STOLBERG Feinste Kammermusik auf höchstem Niveau in einer außergewöhnlichen Besetzung bot das „Wupper-Trio“, das im Rahmen des Stolberger Musiksommers im Rittersaal zu Gast war. Vom ersten Ton an zeigte sich die hohe ästhetische Klangkultur dieses jungen preisgekrönten Ensembles. Sayaka Schmuck (Klarinette), Malwina Sosnowski (Violine und Viola) und Pianist Andreas Hering, deren Spiel nicht nur Routine und Erfahrung war, gingen immer wieder mit klangvollen Entdeckerfreuden ans Werk, die aus dem Moment geboren schienen. Sie konnten die Besucher mit unglaublicher Virtuosität, magischem Dialog und beschwingter Leichtigkeit überzeugen, so dass es nach den einzelnen Stücken zu langen Beifallsbekundungen kam.
Das reizvolle Programm war gespickt mit Originalkompositionen von Ludwig van Beethoven und Max Bruch für diese Besetzung und mit mitreißenden Bearbeitungen der Tangos von Astor Piazolla. Dazu gab es charmante Einführungen von Sayaka Schmuck.
Klangliche Balance
Den Anfang gestaltete das „Wupper-Trio“ mit dem dreisätzigen Klarinettentrio von Ludwig van Beethoven, das auch als „Gassentrio“ bekannt wurde. Es zeichnet sich durch eine klangliche Balance der Instrumente untereinander aus, ist liebenswürdig und spielerisch und teilweise sehr virtuos komponiert. Der bedeutendste Satz ist das Finalthema „Pria ch’io l’impegno, das aus der komischen Oper „Der Korsar aus Liebe“ von Joseph Weigl, dem populärsten Wiener Opernkomponisten um 1800, stammt. Beethoven schrieb die Variationen dazu für seinen Klarinettisten. In der Oper wird es zu dem Text „Eh ich ans große Werk gehe, will ich noch ordentlich essen“ gesungen.
Dass der „Hummelflug“ aus dem Märchen vom Zaren Saltan von Rimski-Korsakow stammt, wissen nur die Wenigsten. Es gehört heute zu den Stücken der populären romantischen Musik, die weltweit bekannt sind und in zahlreichen Arrangements, Instrumentierungen und Transkriptionen existieren. So ist es auch mit der Oper „Thais“ von Jules Massenet. Bekannt wurde die Geschichte von der Bekehrung der Kurtisane Thais zum Christentum durch die berühmte Méditation für Solovioline und Piano, die die beiden Protagonisten spannungsreich umzusetzen wussten.
Da Max Bruch nur wenig Kammermusik schrieb, nehmen die „Acht Stücke, op. 83“, für Klarinette, Viola und Klavier eine besondere Rolle ein. Es ist überliefert, dass sich sein Sohn dieses Werk von seinem Vater gewünscht haben soll, weil dieser selbst als Klarinettist und Dirigent in Hamburg tätig war.
Außerdem kam die weiche Altlage von Klarinette und Bratsche Bruchs Klangvorstellungen entgegen. Die acht Stücke bilden keinen geschlossenen Zyklus, sondern sind auch einzeln sehr hörenswerte Charakterbilder, wie „Nachtgesang“ (Nr. 6) und „Allegro vivace, ma non troppo“ (Nr. 7) in Stolberg zeigten.
Astor Piazolla, ein argentinischer Bandoneon-Spieler und Komponist, gilt als der Begründer des Tango Nuevo, einer Weiterentwicklung des traditionellen Tango Argentino. Die Grundstimmung voller Traurigkeit, Verzweiflung, Enttäuschung und Frustration verband Piazolla mit Elementen aus der Klassik als auch aus der argentinischen Folkore und dem Jazz und schuf somit eine faszinierende Brücke zwischen Tango und ernster Musik.
Piazollas Tangos sind nicht mehr bloße Tanzmusiken der Night Clubs, sondern Kunstwerke für den Konzertsaal. So zeigte das Wuppertrio in den „Cuatro Estaciones Portenas“ die vier Jahreszeiten von Buenos Aires und lud die Zuhörer dazu ein, mit ihnen an einem Abend ein Jahr zu verbringen. Als Zugabe spielte das Trio die berühmte Tangoballade „Oblivion“.
Weiter geht es im Musiksommer mit den „Klangfahrern“. Die beliebte Jazzformation um Johannes Flamm und Gerd Breuer will am 4. November 2018 entgegen der Ankündigung im Programmheft im Rittersaal der Stolberger Burg komplexe Rhythmen und Arrangements leicht und verständlich klingen lassen. Karten gibt es in der Bücherstube am Rathaus und im Touristik-Büro an der Zweifaller Straße. (mlo)
Mit freundlicher Genehmigung aus den Stolberger Nachrichten vom 03. Oktober 2018