Mit dem Gospel-Express in die Vergangenheit
Der Kinder- und Jugendchor der Region St. Katharina begeistert die Zuhörer in der Kirche St. Mariä Himmelfahrt mit seinem bewegenden Musical
Nächster Halt: Kupferstadt. Der Gospel-Express rollte nach Stolberg, nachdem das Musical des größten Kinder- und Jugendchores der Region, St. Katharina Aachen-Forst, in seiner Heimat Premiere gefeiert hatte. Nun, in der Kupferstadt angekommen, führte der Weg zur Mühle in die katholische Kirche St. Mariä Himmelfahrt, in der eine Erzählung von der Sklaverei im Amerika des 19. Jahrhunderts dargeboten wurde.
Die Moral von der Geschicht‘: Egal ob schwarz oder weiß, die Menschen sind alle gleich. „Einsteigen, Türen schließen, es geht los!“, begrüßte Monika Weißhaupt, Organisatorin des Stolberger Musiksommers, die Zuschauer und gab den Startschuss für die folgende 90-minütige Unterhaltung.
Gleich zu Beginn wurde klar: Der Gospel-Express wartet mit zahlreichen Akteuren auf. Denn nachdem das musikalische Stück durch die choreigene Band „Sound of 4st“ eingeleitet worden war, zogen die rund 50 Sänger, Schauspieler und Tänzer vom Haupteingang der Kirche zum Altar, flankiert von den voll besetzten Reihen des Mittelschiffs.
Altarraum als Bühne
Über 130 jungen Menschen gehören insgesamt zum Kinder- und Jugendchor St. Katharina Aachen-Forst, der sich damit als größter Chor seiner Art in der Region nennen kann. Unter Leitung von Kirchenmusiker Frank Sibum enterten die Kinder und Jugendlichen nun in der Kirche in der Salmstraße den als Bühne fungierenden Altar. Zielstrebig vor dem Bühnenbild positioniert, welches die Breite des Altarschiffes einnahm, ging es sogleich rein ins Geschehen, begleitet von drei Erzählern.
Die erste Szene führte in das Klassenzimmer der heutigen Zeit. Schüler Tom, gelangweilt vom Unterricht, träumt so vor sich hin und findet sich urplötzlich auf einem Bahnhof wieder. Mit seinen drei Freunden Jonas, Emily und Nina reist er per Gospel-Express, einer alten Dampflok, in die Vergangenheit, genauer gesagt in das Jahr 1854.
Botschaft einer Schaffnerin
Mit der geheimnisvollen Botschaft einer Schaffnerin landet die vierköpfige Gruppe in Williamsburg in Amerika. Auf einem Marktplatz erleben sie hautnah, wie Weißhäutige um dunkelhäutige Sklaven feilschen und lernen Lulu kennen. Entsetzt reisen sie weiter und bekommen mit, wie die Sklaven auf Baumwollplantagen ausgebeutet werden.
Mit Entführung
Auch in einem Herrenhaus wird deutlich, dass die „Schwarzen“ den „Weißen“ ständig und unfreiwillig untergestellt sind, denn die Sklavin Marta erzählt, wie sie nach Williamsburg entführt wurde.
Neben den durch den gesamten Chor und der Band interpretierten Songs, die die Szenen musikalisch begleiteten, wurden auch Tänze, unter anderem ein eigens einstudierter Square Dance, dargeboten. Wiederkehrend war dabei der „Gospel-Express“ als Titellied und Leitmelodie, die immer dann ertönte, wenn die alte Dampflok durch die Geschichte führte. So ging es anschließend mit dem Zug weiter nach Richmond, wo Reverend Hickory selbst als Geistlicher zwei Sklaven für sich ausnutzte. Doch er sah schnell ein, dass dies nicht Gottes Wille sein kann, da vor ihm doch alle Menschen gleich geschaffen sind.
Geheimorganisation
Mit der Hilfe der „Underground Railroad“, einer Geheimorganisation, die Sklaven befreien möchte, gelangen die vier Freunde außerhalb der Stadt in eine Höhle, wo der Geistliche mit den Schutz Suchenden die Bibel liest und ihnen die Sklavenbefreiung durch Moses näher bringt. Dort treffen sie auf Lulu wieder und erfahren, wie ihr Weg von der Sklavenauktion bis zur Flucht verlief. Doch das Lager ist auch nicht sicher, die vollständige Freiheit erreicht Lulu schließlich mit der Hilfe von Harriet über den Fluss Richtung Norden. Den finalen Kampf gegen die Bluthunde können Tom und seine Freunde für sich entscheiden.
Glückliches Ende
„I am free“ heißt dann der Song, der das glückliche Ende mit Gesang und Tanz verkündet. Nachdem Lulu in eine Gegend und zu einer Familie kommt, wo sie – im Gegensatz zum Süden Amerikas – nicht ausgebeutet wird, endet die Geschichte. Tom erwacht unfreiwillig aus seinem Traum, seine Lehrerin befragt ihn zur Sklaverei, die ebenfalls im Unterricht thematisiert wird. Sein Fazit: Freiheit für schwarz und weiß. Trotz der historischen Situation, ist dies wohl auch heute noch in angepasster Weise zeitgemäß. So feierte das Ensemble zum Abschluss die Gemeinschaft von verschiedenen Nationalitäten mit einem Medley, in dem einige Songs des Musicals wiederholt wurden.
Anerkennender Applaus brandete den zahlreichen Akteuren, die mit einer Bandbreite an Szenen und einer vielschichtigen Handlung in Stolberg gastierten, nicht nur am Ende entgegen.
Gesamtleiter Frank Sibum bedankte sich abschließend bei seinen helfenden Mitstreitern, aber vor allem bei dem Kinder- und Jugendchor St. Katharina Aachen-Forst, der in sich die Altersgruppen von fünf bis 19 Jahren vereinte.
Zum Nulltarif konnte nicht nur die Aufführung in der Kupferstadt genossen werden, der Eintritt war auch bei den drei Vorstellungen in Aachen frei.
Umso mehr freute sich der Chor über die Spenden, die die Zuschauer gaben, als sie die Kirche St. Mariä Himmelfahrt nach dem Konzert verließen.
Mit freundlicher Genehmigung von Manuel Hauck, Stolberger Zeitung vom 03. Oktober 2017