Stimmkunst auf ganz hohem Niveau

Stolberg. Freunde guter Chormusik kamen jetzt in der Finkenbergkirche voll auf ihre Kosten. Im Rahmen des Stolberger Musiksommers sangen Sarah Thomas, Renate Graus (Sopran), Hanna Zintzen, Dorothee Klüppel (Alt), Yannick Flaskamp, Martin Thomas (Tenor), Ernst Wawra und Florian Zintzen(Bass) gemäß ihrem Motto „Meine Freude – My Pleasure“ Chormusik aus vier Jahrhunderten. Bei ihrer Musik – ganz ohne Instrumente und nur mit dem Mund gemacht – erlebte das Publikum in der Kirche 70 Minuten Stimmkunst auf ganz hohem Niveau.

Eingebettet in vier Choräle aus der Motette „Jesu, meine Freude“ von Johann Sebastian Bach, die „Vocamino“ präzise, nuanciert und extrem gut aufeinander abgestimmt interpretierten, wechselten altes und weltliches Liedgut mit traditionellen Volksliedern und modernen Popsongs.

Den Anfang machten die acht Stimmen mit dem innigen Liebeslied „Phillis is my only joy“ von J.W. Hobbs. Im kollegialen Miteinander ganz ohne Chorleiter erzeugten sie vom ersten Ton an Gänsehaut-Feeling. Auch im „Tu solus“ von Josquin Desprez gelang ihnen eine im Ton sehr elegante, lebendig fließende Interpretation.

Mit „Also hat Gott die Welt geliebt“ von Melchior Franck setzten sie ihr Programm nicht weniger eindrucksvoll fort. Die achtstimmigen Lieder „Crucifixus“ von Antonio Lotti und „Hear my Prayer“ von Henry Purcell waren sängerisch eine große Herausforderung, die sie mühelos bewältigten. Immer war zu spüren, dass das Ensemble den Sinnzusammenhang des Gesungenen genau kannte und hinter der Aussage stand. Die so erzeugte Spannung konnte problemlos gehalten werden.

Pfiffige Interpretationen

Ein großes Faible zeigte das Oktett mit traditionellen englischsprachigen Volksliedern und zeitgenössischen Popsongs. Dem zauberhaft dargebotenen Tiffany-Evergreen „Moonriver“ von Henry Mancini folgten die pfiffige Interpretation des alten Cole Porter Hits „Let’s do it“ und „More Than Words“ von der US-amerikanischen Rock-Band „Extreme“.

Moderne geistliche Stücke mit tiefsinnigeren Texten zeigten sich in keltischen Segenswünschen und in „The Gift to be simple“. Zwei Spirituals über das Jüngste Gericht („Ride the Chariot“) und der Sehnsucht nach der ewigen Heimat („Sometimes I feel Iike a motherless Child) beendeten einen hochkarätigen Musikabend.

Die Zuhörer jedoch hatten noch nicht genug von diesen gefühlvollen Arrangements und applaudierten lang anhaltend. Die zwei Zugaben „I’m A Train“ und „Lullabye“ (Goodnight, my Angel) zeigten noch einmal, welchen tiefen Eindruck „Vocamino“ in Stolberg hinterlassen hat.

Bleibt zu hoffen, dass die Gruppe in Zukunft noch einmal zu Gast im Stolberger Musiksommer sein wird.

 

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 12. Juni 2013