Facettenreich auf hohem Niveau begeistert

Der Nachwuchs wie die Routiniers brillieren beim  Benefizkonzert  „Stolberger musizieren für Stolberger“. Erlös für Vichter Dorfladen.

von Dirk Müller

Stolberg.  Es ist ein klangvoller Abend gewesen, der erneut die große Musikalität der Kupferstadt unter Beweis gestellt hat. Dabei überzeugte das Benefizkonzert „Stolberger musizieren für Stolberger“ mit großem Facettenreichtum und hohem Niveau der Darbietungen. Die Bandbreite umschloss klassische Musik, Operettenlieder, Musicalmelodien, New-Orleans- und Swing-Jazz sowie bekannte Popsongs. Das Konzert im Rahmen des 21. Stolberger Musiksommers war gut besucht, und dass auch einige wenige Gäste aus Vicht den Weg in das Museum Zinkhütter Hof gefunden hatten, erklärte sich schon durch den Zweck, dem der Erlös der Veranstaltung in diesem Jahr zugute kommt.

Imposante Eröffnung

Die Einnahmen fließen in das Projekt des Vichter Dorfladens, mit dem die Bürger des Stadtteils die Nahversorgung bewahren und einen Treffpunkt mit Café schaffen möchten. Alle Künstler musizierten zur Unterstützung dieser Initiative, ohne Gagen zu erhalten. Ihnen dankte Hartmut Kleis vom Arbeitskreis „Stolberger Musiksommer“ herzlich und betonte: „Die Künstler treten gerne bei unserem Benefizkonzert auf, weil sie sich mit ihrer Stadt identifizieren, und das ist großartig.“ Den Beginn des musikalischen Reigens machte das Blechbläserquintett der Stolberger Sing- und Spielgemeinschaft (SSG) unter der Leitung von Louis Wilhelmus.
Eindrucksvoll eröffnete das Quintett mit einem imposanten Rondo das Konzert und ließ ein Menuett aus Georg Friedrich Händels (1685-1759) Feuerwerksmusik folgen. Mit „Just a closer walk with thee“ präsentierten die Instrumentalisten brillant einen traditionellen Gospelsong, der sich zu einem New-Orleans-Jazz-Standard entwickelt hat. Im weiteren Verlauf des ansprechenden Konzertabends glänzte besonders der Kupferstädter Musiknachwuchs und demonstrierte: Die nächsten 21 Stolberger Musiksommer können kommen. Couragiert und virtuos empfahlen sich die 13-jährige Kamilla Leines und die 17-jährige Paula Terstappen mit ihren Stimmen und Akustikgitarren.

Dirk Müller

Ungewöhnliche Literatur

Von Peter Verhees an der Gitarre begleitet intonierten sie zunächst „Son of a Preacher Man“ (John Hurley/Ronnie Wilkins), den die Sängerin Dusty Springfield 1968 veröffentlichte und zum Welthit machte. Ungewöhnliche Literatur für zwei Stimmen und Akustikgitarren war sicherlich das Ende 2011 erschienene Lied „Titanium“ des französischen DJs und Produzenten David Guetta (1967), doch für die fantastisch dargebotene Interpretation erhielten Kamilla Leines und Paula Terstappen zurecht viel Applaus. Nicht nur von Verhees an der Gitarre, sondern nun auch von Johanna Hoffmann am Cello unterstützt, begeisterten die jungen Musikerinnen das Publikum mit „Jar of Hearts“ (Drew Lawrence/Christina Perri/Barrett Yeretsian), einer 2010 erschienenen Ballade der amerikanischen Musikerin Christina Perri (1986).
Dass es dem „Stolberger Musiksommer“ künftig nicht an Attraktivität mangeln wird, zeigten auch die „Crack Field Stompers“. Die Big Band des Ritzefeld-Gymnasiums erfreute unter der Leitung von Christoph Hobinka die Gäste mit feinstem Swing-Jazz. Unter anderem überzeugten die Musiker mit dem energiegeladenen Titel „Sing, sing, sing“ von Louis Prima (1910-1978) und dem Latin-Jazz Mambo „Oye como va“ aus der Feder von Tito Puente (1923-2000).
Bei dem 1958 geschriebenen „Barbara Ann“ (Fred Fassert, 1935), dem die „Beach Boys“ 1966 zu Weltruhm verhalfen, klatschte das Publikum rhythmisch mit, und mit dem Klassiker „Tequila“ (Chuck Rio) aus dem Jahr 1958 kamen die „Crack Field Stompers“ dem Wunsch nach Zugabe nach. Doch vor diesem berauschenden Finale hatte „Stolberger musizieren für Stolberger“ noch mehr zu bieten. Von Elke Hoffmann-Kittel am Flügel begleitet, präsentierte sich das Holzbläserensemble der SSG in Bestform, verzückte die Gäste mit der sinnlichen Pavane (Opus 50) des französischen Komponisten Gabriel Fauré (1845-1924) und dem „Zwischenspiel Közjátèk“ aus dem Singspiel „Háry János“ des Ungarn Zoltán Kodály (1882-1967).
Dirigiert von Louis Wilhelmus und geleitet von Karl-Heinz Liske, begeisterte das Ensemble zudem mit dem „Walzer Nr. 2“ aus der „Suite für Varieté-Orcheser“ von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975). Die musikalische Vielfalt des Konzertes bereicherte auch die Sopranistin Kornelia Barwitzki aus dem Ensemble des Opern-Chores Aachen.
Ausdrucksstark wie virtuos präsentierte sie zur Pianobegleitung von Gunther Antensteiner mit „Anzoletto und Estrella“ aus „Gasparone“ von Carl Millöcker (1842-1899) und dem Vilja-Lied aus Franz Lehars (1870-1948) „Die lustige Witwe“ zunächst Operettenlieder, um sich später der Welt der Musicals zu widmen, indem Barwitzki „Memory“ (Trevor Nunn/Andrew Lloyd Webber) aus „Cats“ hinreißend intonierte. Zum instrumentalen Playback präsentierte die Sopranistin den von Sir Elton John (1947) komponierten Titel „Kann es wirklich Liebe sein“ aus „Der König der Löwen“ und traf damit genau den Geschmack des Publikums.

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 17. März 2014