Bissige Satire: „Giftschrank – Alles muss raus“

Der Sprachkünstler, Kabarettist und Pianist,  Felix Janosa,  zündet im Rittersaal der Burg ein mitreißendes Feuerwerk.

Kurzweilig, nachdenklich, geistreich und romantisch, so könnte man das neue Kabarettprogramm Felix Janosas wohl beschreiben. Im dritten Konzert des Stolberger Musiksommers zeigte der in Gressenich lebende Janosa die hohe Kunst des Klavierkabaretts und begeisterte mit erstaunlich realistischen Texten ein Publikum im Rittersaal, das ihn euphorisch feierte.
Der sympathische Künstler leerte seinen Giftschrank, um nicht als „cholerischer Gartenzwerg“, „fanatischer Helene Fischer Fan“ oder gar als „hysterische Ziege mit Burnout-Syndrom“ entlarvt zu werden. Sein Therapeut hatte ihn vor die Wahl gestellt, entweder in die Parkklinik zu gehen oder in einen geschlossenen Raum, indem er alles herauslassen kann. Musikalisch virtuos hatte er alles verpackt. Er riet den vornehmlich älteren Besuchern, sich seine Träume zu sparen und stattdessen das Geld auszugeben, sei es für „ungarische Grenzzäune“ oder „Eintrittskarten in die Elbphilharmonie“.
Warum man sich zum Kotzbrocken entwickele, lag natürlich an der Mutter, einer Realschullehrerin und moralische Instanz im Hause, die keine Witz über Behinderte hören wollte. Dass die Verbote missachtet wurden, war klar. Wie man dennoch wieder Freude an Integralrechnung und Johann Sebastian Bach bekam, verriet er mit schwarzem Humor in bester Georg-Kreisler-Manier, dazu gab es intelligenten Jazz und Pop.
Es machte einfach Spaß, dem begnadeten Pianisten zuzuhören. Er beklagte die mangelnde Datensicherheit beim Online-Shopping, schimpfte wie die Profi-Rapper und trat als Diplomat der deutschen Hochkultur in Erscheinung. Dass auch Tiere psychologisch behandelt werden müssen, zeigte er mit dem Lied „Heim für Hunde mit drei Beinen“ und der gruseligen Erfahrung mit Jonathan und dem bösen Delfin.

„Meine Fresse“ 

Für die Wut auf die Fernsehregisseurin postete er „seine Fresse“ auf Facebook. Und als bekennender Tatortfan hatte er alle 1000 Tatorte, die es bisher im Fernsehen gab, zusammengefasst. Die skurrilen Songs hatten immer Tiefgang. Wie man seine Freundin durch Tätowierungen an sich bindet, war ebenso Thema wie die linke Apo-Mutter, die im Seniorenwohnheim „Che Guevara“ landet. Es ging um Giftstoffe im täglichen Essen, Tipps für Männer, Workshops mit ihm selbst als Dozent und ökologische Tonträger mit fair trade Siegel. „Je mehr Hirn, je mehr kommt im Kopf durcheinander“, so der Sprachkünstler, der sich selbst auch auf die Schippe nahm. Die offene unbefangene Art war erfrischend und kam bestens an. Was es mit dem großen Gift- und Medikamentenschrank auf sich hatte, zeigte er mit einem Galopp (Cancan von Jacques Offenbach) durch das Periodensystem der chemischen Elemente. 23 Lieder hatte er an diesem Tag vorgestellt, die teuflisch im Rhythmus und mitreißend in der Unterhaltung waren. Das kabarettistische Feuerwerk endete mit 99 der größten Megahits in nur 3 1/2 Minuten, wobei er meisterlich Klassik, Rock und andere Musikstile zu einem neuen Erlebnis mischte.

Mit freundlicher Genehmigung aus der Stolberger Zeitung vom 17. Juni 2016